Erinnerungskultur: Schule erhält Bild von Josef Hampl

Im Juli 2015 erhielt unsere Schule ein Bild des tschechischen Künstlers Josef Hampl von dem Wassenberger Hermann-Josef Geiser geschenkt. Begleitend fand sich im Foyer des Verwaltungstraktes eine Ausstellung weiterer Werke des Künstlers. Nun hat Hermann-Josef Geiser im April diesen Jahres Josef Hampl in Prag gesprochen und dabei von unserer Schule und der Ausstellung berichtet. Hampl war so angetan, dass er uns als Schule ein weiteres Kunstwerk geschenkt hat. Dieses wurde am 14.06. 2017 der Schule übergeben.

Foto: Jürgen Laaser (RP)

In der Rheinischen Post vom 20. Juni 2016 informiert Angelika Hahn unter der Schlagzeile „Appell für Verantwortung und Frieden“ über die Schenkung:

„Immer wieder fällt Besuchern unserer Schule auf, dass Kunstwerke hier eine Rolle spielen“, sagt Dr. Karin Hilgers, Leiterin der Betty-Reis-Gesamtschule. Einen besonderen Akzent aufgrund ihrer Symbolik setzt dabei eine Grafik des tschechischen Künstlers Josef Hampl (geb. 1932), die im Foyer der Schulverwaltung – mit Bedacht – unweit des Gedenksteins an die in Bergen-Belsen umgekommene jüdische Namensgeberin Betty Reis ihren Platz gefunden hat.

Vor zwei Jahren schenkte der Wassenberger Hampl-Sammler Hermann-Josef Geiser (80) der Schule dieses Stück aus seiner Sammlung, das durch seine hebräischen Schriftzeichen, die von Grabsteinen des jüdischen Friedhofs in Prag abgenommen wurden, und seiner flammend roten Symbole an das Schicksal der Juden und den Zweiten Weltkrieg erinnert. Kurz darauf folgte eine Ausstellung von Werken des renommierten Prager Künstlers in der Betty-Reis-Gesamtschule, zusammengestellt aus der Sammlung Geiser. Diese Kunst-Geschichte erfährt nun eine erneute Fortsetzung. Der Künstler selbst schenkte der Schule nämlich eine 63 mal 48 Zentimeter große Monofrottage von 1970, die in ihrer Formen- und Symbolsprache seine Ideen variiert. (…)

Erneut haben sich, wie schon vor zwei Jahren, Schüler/-innen im Kunstunterricht, angeregt von Lehrerin Maria Sieberg, Gedanken zu dem Bild gemacht, die sie bei der Vorstellung der Arbeit in der Schule vortrugen.

Das Bild zeigt einen violetten Kreis, auf dem zwei goldfarbene Hände und hebräische Schriftzeichen zu sehen sind. Die Schüler interpretieren den häufig von Hampl genutzten Kreis als „Symbol für Planeten, für Erde, Unendlichkeit, Vollkommenheit“, als einen Schutzkreis innerhalb der Familie und als Friedenssymbol. „Hampl sucht nach Ordnung in seinen Bildern, dazu benutzt er immer wieder geometrische Formen wie Rechteck, Quadrat und Kreis. Die Formen setzt er wie eine Statue, wie ein Denkmal zusammen. Die Rechtecke hier können eine Staffelei, ein Tisch, eine Halterung sein.“ In der Halterung erkenne man Abdrucke von Zahnrädern, für die Schüler möglicherweise ein Symbol für das Weltgeschehen. Die hebräischen Schriftzeichen, die offenbar aufgedruckt, nicht wie in anderen Hampl-Grafiken durchgerieben (frottiert) sind, lassen das Wort Schalom für Frieden erkennen. Um die Übersetzung der restlichen Begriffe will sich die Schule noch bemühen, betont Didaktischer Leiter Dr. Ludger Hermann. Die auf dem Kreis gedruckten Hände – es sind die Handflächen des Künstlers – sind Blickfang der Grafik. Beide Hände seien im Gleichgewicht mit dem Dingen, mal nach oben, mal nach unten gerichtet, entsprechend dem chinesischen „Yin und Yang“-Prinzip. „Sie umfassen den ganzen Erdkreis, sind nicht etwa zur Faust geballt oder halten Waffen“, interpretieren die Schüler dies als Zeichen für Offenheit und Frieden.

Das passe gut zu einer der Schulregeln. „Auch wir Lehrer zeigen oft beim Betreten einer Klasse zum Unterricht die erhobenen geöffneten Handflächen als Aufforderung zu Respekt und Ruhe“, berichtet Maria Sieberg und unterstreicht damit die Vieldeutigkeit des Bildes. Das Violett stehe für das seelische Gleichgewicht, erläutern die 18-jährigen Jugendlichen Janis Karelis, Maximilian Schmidt, Antonia Lünig und Evelyn Hamann, die sich im Grundkursus Kunst der 12. Jahrgangsstufe mit dem Bild beschäftigt haben. „Der Künstler will an unsere Verantwortung in der Welt appellieren, was gerade für uns Schüler/innen eine aufmunternde Botschaft sein soll.“