Jüdisches Leben im Rheinland

Vor dem historischen Hintergrund von 1700 Jahren Judentum in Deutschland und 700 Jahren Juden in Wassenberg sind wir froh, im Rahmen der Projektreihe „Stadt Land Fluss 2021“ eine Ausstellung zum „Jüdischen Leben im Rheinland“ an unsere Schule zu holen.

Konzipiert wurde sie von Wissenschaftler:innen des LVR. Wir zeigen ihr Ergebnis in Kooperation mit der Landsynagoge Rödingen und dem Heimatverein Wassenberg unseren Schüler:innen in der Woche vom 14.09. bis 16.09. Die Erinnerung an Betty Reis, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, gibt uns einen weiteren Anlass, uns mit jüdischer Geschichte in Deutschland auseinanderzusetzen.

Der LVR schreibt zu seiner Ausstellung: „Wollen Sie etwas über wichtige Ereignisse der rheinisch-jüdischen Geschichte von 321 n.d.Z bis heute, über das Leben jüdischer Männer, Frauen und Kinder, über Schabbat und Synagoge, über jüdisches Leben in der Stadt und auf dem Land erfahren? Wollen Sie Ihr Wissen über jüdische Gemeinden im Rheinland erweitern? Oder wollen Sie die bunte Welt der jüdischen Kunst und Kultur in Bild und Ton erleben? Dann kommt auch ihr Smartphone zum Einsatz. Wir haben interessante und unterhaltsame Seiten im Netz für Sie herausgesucht. Oder interessieren Sie sich besonders für die Speisevorschriften der koscheren Küche? Wir haben eine Koscher-Flowchart entwickelt, die diese Regeln für Sie in Bildern veranschaulicht.

Am Mittwoch, 15.09., begrüßen wir um 10.50 Uhr aus diesem Anlass Gäste von außerhalb, die sich über das Programmheft von „Stadt Land Fluss 2021“ angemeldet haben.
Wir weisen darauf hin, dass für alle externen Gäste die 3G-Regel gilt.

Betty Reis (1921 - 1944)

100 Jahre Betty Reis!

Aktionstag anlässlich des 100. Geburtstages von Betty Reis

Was wäre wohl aus Betty Reis geworden, welchen Beruf hätte sie ergriffen, hätte sie eine Familie gegründet, …, wie wäre ihr Leben verlaufen, wenn die Nazis sie nicht 1944 im KZ Bergen-Belsen ermordet hätten?“, diese und ähnliche Fragen stellen sich Schüler:innen und Lehrer:innen an unserer Schule immer wieder, wenn es um unsere Namensgeberin geht.

Mitten in den Sommerferien, am 15. Juli, wäre Betty Reis 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass findet am Donnerstag, 09.09., ein Aktionstag statt, an der alle Schüler:innen und alle Lehrer:innen beteiligt sind.

Auf diese Weise wollen wir deutlich machen, wie wichtig es uns ist, Bettys Leben als „Geschichte für heute“ zu betrachten. Als Schule fühlen wir uns nämlich immer wieder neu verpflichtet, über unseren Namen nachzudenken und in der Gegenwart Akzente im Sinn dieser Namensgebung und unserer Werte, Demokratie, Respekt, Solidarität, Verantwortung und Toleranz zu setzen.

Unser Aktionstag läuft folgendermaßen ab:

  • Der Start in diesen Tag erfolgt für alle im Klassenverband oder Tutorkurs und wird von einer Klassenlehrer:in/Tutor:in betreut.
  • Ein Impuls von Schulleitung und SV über die Lautsprecher eröffnet um 8:00 Uhr den Aktionstag.
  • In der ersten Stunde beschäftigen sich alle mit dem Leben von Betty Reis und überlegen, was die Namensgebung für sie bedeutet.
  • Für den Jahrgang 6 und 8 geht der Aktionstag bis zur 3. Stunde weiter. Der 6. Jahrgang bereitet einen Beitrag für eine Ausstellung zum Judentum im Rheinland vor, der 8. Jahrgang macht sich Gedanken, wie in diesem Jahr die Gedenkfeier zur Reichspogromnacht im November gestaltet werden kann.
  • In allen Pausen gibt es eine Aktion auf dem Schulhof, bei der der Schriftzug „100 Jahre Betty Reis“ von möglichst allen Schüler:innen mit Kreide ausgemalt wird, bei schlechtem Wetter geschieht dies eine Woche später am 16.09. (Dazu tauschen in der großen Pause die Jahrgänge 5 und 7 bzw. 6 und 8 für einen Tag die Schulhofareale.)
  • Der Schriftzug wird am Schluss auf einem Foto festgehalten.
Betty Reis (1921 - 1944)

100 Jahre Betty Reis!

Ausstellung zur Namensgeberin unserer Schule am 15.07.2021 geöffnet!

Betty Reis wurde am 15. Juli 1921, also vor genau 100 Jahren in Wassenberg als zweites Kind ihrer Eltern Willy und Else Reis geboren. Ihr älterer Bruder Walter konnte als Überlebender des Holocaust Auskunft über das kurze und leidvolle Leben seiner Schwester geben. Sie starb Ende 1944 unter ungeklärten Umständen im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Unsere Schule trägt seit Oktober 1991 dankbar ihren Namen. Unter der Überschrift „Betty Reis – eine Geschichte für heute“ stehen vielfältige Aktivitäten der Schule zur historisch-politischen Bildung.

Hoch erfreut geben wir bekannt, dass die Informationen zu Betty Reis und den Wassenberger Juden am Donnerstag, 15.07.2021, in der Zeit von 14.00-17.00 Uhr für unsere Schüler:innen und deren Eltern zugänglich sind. Der Heimatverein Wassenberg freut sich auf Ihren Besuch.

Für das neue Schuljahr planen wir einen Aktionstag aus Anlass des 100. Geburtstags von Betty Reis.

Europaschule Rezertifizierung 2020

Betty-Reis-Gesamtschule als Europaschule rezertifiziert

Großartig: Wir dürfen das Zertifikat Europaschule für weitere fünf Jahre im Namen unserer Schule tragen.

Rezertifizierungsurkunde 2020Dies teilten uns die Schulministerin Yvonne Gebauer und der Minister für Europaangelegenheiten Dr. Stephan Holthoff-Pförtner durch eine auf den 6. Oktober datierte Urkunde mit. Damit würdigt das Land die uns besonders wichtigen Aktivitäten in diesem Bereich.

Auch in Zukunft pflegen wir unsere internationalen Projekte und Austauschprogramme. Auch in Zukunft setzen wir uns verstärkt mit europäischen Fragen auseinander. Auch in Zukunft richten wir unser Schulprogramm auf den Europagedanken aus. An den bilingualen Unterrichtsprojekten arbeiten wir weiterhin und wollen Auslandspraktika möglich machen.

Wir halten diese Arbeit an den gemeinsamen europäischen Werten für pädagogisch überaus wertvoll und notwendig. Damit schaffen wir für jede Schülergeneration eine Voraussetzung zur gesellschaftspolitischen Teilhabe an der Gestaltung des gemeinsamen Lebens in Europa. Das Zertifikat ist für uns Ansporn und Verpflichtung, uns in der gewählten Richtung weiter zu bewegen.

Q2 besucht NS-Ordensburg Vogelsang

Über den Besuch der NS-Ordensburg Vogelsang schreibt Schülersprecherin Pia S.:

Am 30. Januar 2020 besuchte der 13. Jahrgang exakt 87 Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang. Sie ist nicht nur eines der größten Bauwerke des Nationalsozialismus, sondern auch Ausdruck seiner Überheblichkeit und Menschenverachtung.
Durch die militärische Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg als „Camp Vogelsang“ spiegelt der Ort zudem den Weg vom „Kalten Krieg“ zum Europa von heute wider.
Seit 2006 entwickelt sich hier ein neuer Ort: Vogelsang IP als „Internationaler Platz“ für Toleranz, Vielfalt und ein friedliches Miteinander. Auf der Homepage heißt es: Die Erfahrungen aus der Geschichte werden als Verpflichtung und Chance gleichermaßen gesehen. Wertschätzung, Dialog und Offenheit sind Haltungen, denen alle Einrichtungen am Standort verbunden sind.

Während der Führung über einen Teil des 100 Hektar großen Gebietes konnten die verschiedensten Eindrücke gesammelt werden. Das visuell sehr ansprechende Gelände in der Hocheifel, hoch über der Urfttalsperre, stand dabei im deutlichen Kontrast zu den historisch bedeutsamen Ereignissen, was viele Schüler/-innen zum Nachdenken anregte.
Die Exkursion hat es ermöglicht, die für uns heutzutage so fremde und unverständliche Welt der Nationalsozialisten hautnah zu erleben. Insgesamt ist dieser Ort definitiv einen Besuch wert, da dort Geschichte besonders eindringlich und nachhaltig vermittelt wird.

Stauffenberg 2020

Stauffenberg trifft Betty Reis

Der 27. Januar ist in jedem Jahr ein besonderes Datum, weil am 27. Januar 1945 das Konzentrationslagers Auschwitz befreit wurde. Seit vielen Jahren wird diesem Tag u.a. im Deutschen Bundestag mit einer besonderen Feierstunde gedacht. In unserer Schule fand parallel dazu ebenfalls eine Veranstaltung statt. Denn wir bekamen Besuch von Karl Graf von Stauffenberg, dem Enkel des Hitler-Attentäters vom 20. Juli 1944, Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Türöffner für die Begegnung mit unseren Schülern/-innen des 11. und 12. Jahrgangs war sein Name, den er von seinem Großvater sozusagen „geerbt“ hat. Nach der Begrüßung durch Dr. Ludger Herrmann stellten einige Schüler/-innen dem Gast wichtige Aspekte unseres Schullebens vor. Schülersprecherin Pia S. begann mit einem Kurzvortrag zur Bedeutung der Schulform „Gesamtschule“, Lara S. informierte über Betty Reis als Namensgeberin unserer Schule, Janne T. über uns als „Europaschule“ und Maren M. und Jana H. erklärten, wie in Wassenberg „Schule ohne Rassismus“ praktiziert wird. Unter dem Leitgedanken „Mein Großvater war kein Held“ stand die Eingangsrede von Karl Graf von Stauffenberg. Dank der Initiative der Friedrich-Naumann-Stiftung absolviert er nicht nur bei uns, sondern immer wieder öffentliche und schulische Auftritte, um als Gründer des Vereins „Mittendrin statt extrem daneben“ junge Menschen für Radikalisierungs- und Ausgrenzungstendenzen zu sensibilisieren.

Hartmut Richter

Hartmut Richter – Zeitzeuge der DDR-Diktatur

Als Zeitzeuge der DDR-Diktatur informierte Hartmut Richter am 20. Januar 2020 alle Schüler/-innen des 10. Jahrgangs über die Republik-Flucht, das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen und die Mauer in Berlin. Er wurde begleitet von Vertretern des Sozialverbandes VdK aus dem Selfkant, die die Veranstaltung ermöglicht hatten.

Nach einem Film über das Stasi-Gefängnis und die Berliner Mauer kam Hartmut Richter mit den Schülern/-innen ins Gespräch, wobei sie sich besonders an seiner persönlichen Geschichte interessiert zeigten. Zurzeit des Mauerbaus (1961) sei er zunächst im Westen gewesen und dann doch zu seiner Familie zurückgekehrt. Mit den Jahren kamen aber immer mehr Zweifel, ob er in der DDR reinen Gewissens leben könne, bis schließlich der Entschluss gefasst worden sei, in die Freiheit nach Westberlin zu flüchten. Nach einem ersten gescheiterten Fluchtversuch über die Tschechoslowakei (heutiges Tschechien), glückte schließlich der zweite Versuch im Jahr 1966. Drei Stunden verbrachte Richter damals im eiskalten Wasser des Teltowkanals.

Über die Transitstrecke schleuste er in den Folgejahren selbst 30 Menschen – versteckt im Kofferraum seines Autos – in den Westen. Beim 31. Versuch sei er erwischt worden, ausgerechnet als er seine Schwester samt Verlobtem ausschleusen wollte. Richter wurde als Vaterlandsverräter zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen verbrachte er aber dann „nur“ fünf Jahre, weil er von der Bundesregierung für 100.000 D-Mark freigekauft wurde. Insgesamt wurden rund 30.000 Häftlinge freigekauft. Auch mit weiteren Zahlen konnte Hartmut Richter Betroffenheit erzeugen. Alleine 172 Menschen seien an der Mauer durch Schüsse der Wachsoldaten gestorben.

Der erneute Besuch von Hartmut Richter bestätigte die bisherigen Erfahrungen: Als Zeitzeuge rief er ein dunkles Kapitel unserer deutschen Vergangenheit in Erinnerung und verdeutlichte eindringlich, wie glücklich wir sein müssen, ein selbstbestimmtes Leben in einer auf Freiheit ausgerichteten Demokratie führen zu dürfen.

„We, the six million“

Die an der RWTH Aachen konzipierte und viel gelobte Ausstellung „We, the six million“ war jetzt auch in der Betty-Reis-Gesamtschule zu sehen. Sie stellt exemplarisch Lebenswege von Opfern der Shoah aus dem westlichen Rheinland dar. In Wassenberg ist die Ausstellung um sehenswerte und von Schüler/-innen erstellte Kunstobjekte erweitert worden.

Als großes Glück für die Schule bezeichnete der Didaktische Leiter Dr. Ludger Herrmann die Ausstellung, weil sie ein weiteres Beispiel für die vielfältig betriebene Erinnerungskultur sei.

Das konnte er mit dem Verweis auf das Motto „Mensch Wassenberg, vergiss nicht“ belegen, das die öffentliche Gedenkfeier zum Jahrestag der Reichspogromnacht geprägt hatte.
Neben Schülervertreter/-innen aus allen Klassen und Kursen, vielen Mitgliedern des Heimatvereins und weiteren Wassenberger Bürgern, an der Spitze Bürgermeister Manfred Winkens, konnte er mit Prof. Dr. Rheinhold Breil einen Vertreter der RWTH-Aachen begrüßen, der federführend bei der Konzeption und Realisierung der Ausstellung beteiligt war.
Dieser lobte in seiner Einführungsrede ganz besonders die beeindruckenden Schülerarbeiten aus einer Projektwoche, die in Anlehnung an das Holocaust-Denkmal in Berlin jüdisches Schicksal im Allgemeinen sowie das Leben und tragische Sterben von Betty Reis künstlerisch wertvoll gestaltet hätten. Das Ziel der Ausstellung, im Betrachter Denkprozesse und eigene Interpretationen in Ganz zu setzen, sei damit sehr schön umgesetzt, erläuterte er und ermutigte die Schüler/-innen, ihre Arbeiten im nächsten Wettbewerb, der im Rahmen der Ausstellung von der RWTH-Aachen ausgeschrieben wird, einzureichen. Der Schulchor unter Leitung von Musiklehrerin Claudia Taube hatte passende Lieder einstudiert und setzte während der einstündigen Feier besondere Akzente. Als Sprecher des Heimatvereins drückte Sepp Becker seinen großen Stolz auf die Schule und das Ausstellungsprojekt aus und empfahl, dass neben den Schüler/-innen noch ganz viele Wassenberger das Oberstufengebäude aufsuchen, um die Ausstellung zu besuchen.

Erinnerung an die Pogromnacht

„Mensch Wassenberg – Vergiss nicht!“

Gedenkfeier zum 81. Jahrestag der Reichspogromnacht

„Schon mit dem Titel wollten wir ausdrücken, was aus unserer Sicht die bleibende Bedeutung des 8. November 1938 ausmacht“, erklärt Sabrina Gerres, die an der Betty-Reis-Gesamtschule als Koordinatorin für den Bereich der Namensgebung zuständig ist. In Kooperation von Heimatverein, Stadt und Gesamtschule fand am 8. November 2019 die jährliche Gedenkfeier auf dem Synagogenplatz in der Unterstadt statt.

Die Schülersprecherinnen Pia S. und Luna O. erklärten in ihrer Rede programmatisch: „Unsere Generation trägt Verantwortung. Es ist unsere Aufgabe, eine Zukunft zu gestalten, in der sich jeder willkommen und sicher fühlt. Dabei ist es völlig egal, welcher Nationalität oder Glaubensgemeinschaft jemand angehört. Jeder Mensch hat das Recht, sicher zu leben und aufzuwachsen!“ Wie schwer das während der Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft möglich war, hatten zuvor die Zeitzeugen Franz-Josef Breuer und Karl Lieck eindrucksvoll verdeutlicht. Erstmals berichtete Franz-Josef Breuer von seinen unvergessenen Beobachtungen, wie jüdische Mitbürger in Düren von ihrem Besitz getrennt und in Waggons abtransportiert wurden. Karl Lieck erinnerte, wie er als Erstklässler mit seiner Klasse die zerstörte Synagoge angeschaut hatte, und Bürgermeister Manfred Winkens stützte mit seiner Anwesenheit und seinen Worten die Bedeutung des Tages.

Neben einer Reihe von Wassenberger Bürgern war die Gedenkfeier von Schülervertreter/-innen aus allen Klassen und Kursen besucht, der Schulchor unter Leitung von Claudia Taube sorgte mit passenden Liedern für die musikalische Gestaltung. Sehr gut wirkte auch die symbolische Untermalung der Schülerrede: Zunächst traten Schüler/-innen mit bunten, die Vielfalt der Weltanschauungen verdeutlichenden T-Shirts vor die Gedenkgemeinde. Schließlich drehten sie sich um und zeigten mit der Aufschrift „Mensch“, dass trotz aller Vielfalt die Menschlichkeit uns alle vereint. Eindrucksvoll lautete so auch das von Luna gesprochene Schlusswort: „Mensch Wassenberg, vergiss nicht: Wir sind alle Menschen!